Intro

Letztens sollten bei mir neue Vorhänge ran. Dummerweise waren nur noch zwei passende Gleiter für die Deckenschiene da, und die Baumärkte Corona-bedingt zu
- es musste etwas improvisiert werden. Warum erzähle ich das? Die Form der Gleiter kann man gut ausmessen, auch ihre Umsetzung in Fusion geht schnell.
Allerdings ist die Form nicht ganz trivial. Die Techniken sind etwas jenseits des Anfänger Workshops, weswegen es ein interessantes Beispiel abgibt.

Die Vorlage

Der Gleiter besteht aus seinem Führungsschuh und dem D Bügel für die Gardinenhaken. Auch wenn die Form komplex wirkt, kann man hier nahezu alles zuverlässig ausmessen.

  • Durchmesser des D Bügels
  • Abstand der beiden äußeren/inneren Ansätze des Ds
  • Länge/Breite/Tiefe des T-Profils
  • Dicke der Einkerbung
  • Mehrere Messpunkte für die Dicke entlang der gekrümmten Kante im Profil

Umsetzung

Für den Führungsschuh wurde zunächst die Länge ausgemessen, dann auf halber Länge eine Ebene eingefügt. An der Vorlage wurden zwei Profile ausgemessen und als Sketches erstellt,
eine am Rand und eine auf der Mittelebene. Beide Profile wurden über eine Loft Operation wie im Bild verbunden und dann der Körper an der Stirnfläche gespiegelt.


Für den D Bügel wird eine Sketch auf der Unterseite des Schuhs erstellt, hier wird ein Kreis am Rand als Profil eingezeichnet.
An der Mittellinie wird eine neue Ebene im Winkel 90 erstellt, auf ihr wird der D Bügel verlaufen. Dazu wird auf ihr eine neue Sketch angelegt,
die Kanten des Schuhs und der Mittelpunt des Kreises hineinprojeziert.  Nach Erstellen einer Mittelline wird dieser Kreismittelpunkt daran gespiegelt;
das markiert den 2. Endpunkte des Ds. Zwischen den Endpunkten wird ein Spline  als Pfad gezeichnet.
Zum Schluss wurde ein Sweep des Kreisprofils entlang des Spline Pfades durchgeführt - der Bügel ist komplett.





Das vollständige Modell wird exportiert und in den Slicer geladen. Aufgrund der geringen Größe (ca 1cm) und der gewünschten Gleitfähigkeit ist
Resin die bessere Wahl als FDM, das Ergebnis bekommt bessere Details und Oberflächen. Hier sieht man wie eines der Druckteile (graues Resin) in
den Gardinenhaken passt.



Auch Resin war noch nicht ganz so Glatt wie das Original, was sich aber schnell mit einem Sprühstoss Teflon Spray im Nu korrigieren liess (smile)

Die Moral von der Geschicht:


Meiner Erfahrung nach lässt sich Ersatz für Plastikteile in den allermeisten Fällen (Ausnahme lebensmittelechte Teile und einige flexible Anwendungen)
tatsächlich blos mit Hilfe eines Messschiebers und/oder einem normalen Büro Flachbettscanner zu 100% Funktionalität nachbauen.
Viel Spaß und keine Angst davor, euch selbst an den Nachbau von zerbrochenen oder verschollenen Teilen zu setzen. Nachhaltig ist es allemal

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